Fukushima Berichte

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August 2023

Opfer des Atomunfalls

Ein Bericht von Mizue Kanno, einer Einwohnerin der Präfektur Fukushima, die über die bereits eingetretenen gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe von 2011 berichtet. 

=> Zum Video

 

Vortrag zum Fukushima Jahrestag im März 2023

12 Jahre nach dem GAU - Bericht über die aktuelle Lage

(Yoko Schlütermann, Deutsch-Japanische Gesellschaft Dortmund und Hilfe für Japan 2011)

 

Die Vorsitzende der Deutsch-Japanische Gesellschaft Dortmund und des Projektes „Hilfe für Japan 2011“, Yoko Schlütermann, die seit Beginn der Reaktorkatastrophe von Fukushima schon mehrfach vor Ort recherchiert hat, beginnt ihren Vortrag mit einer statistischen Übersicht zu den Rückkehrern der 12 radioaktiv kontaminierten Ortschaften rund um das havarierte AKW Fukushima Daiichi. Diese Ortschaften, die zum Teil auch außerhalb des 20-km-Radius liegen, wurden in den ersten Tagen der Reaktorkatastrophe stark radioaktiv verseucht und evakuiert.

Nach einer Flächendekontamination und Freigabe zur Wiederbesiedelung, sollen die Bewohner nun nach und nach wieder zurückkehren. Um die Rückkehr zu „ermöglichen“, wurde sogar vor ein paar Jahren die Obergrenze für Umweltradioaktivität für die Gebiete rund um das AKW von 1 auf 20mSv/a hochgesetzt. Laut den Behörden sei dies gesundheitlich vertretbar. Und um die „freiwillige“ Rückkehr zu „erleichtern“, wurden den betroffenen Bürgern Wohngeld, Mietzuschüsse am neuen Wohnort gekürzt, bzw. gestrichen. „Begründetet“ wurde dieses dadurch, dass die eigenen Häuser durch das große Erdbeben und Tsunami nicht zerstört worden sind und die Radioaktivität durch die Flächendekontamination abgesenkt worden ist.

Dazu erläutert Frau Schlütermann ein paar Einzelheiten zu den Ortschaften, die sie besucht hat: Minamisoma, ein Küstenort, der etwas nördlich des AKWs Fukushima Daiichi liegt, wurde bereits 2016 schon zum Teil für die Rückkehr freigegeben, obwohl die Dekontaminationsarbeiten noch im vollen Gang waren. Zu dem stapeln sich überall, auch mitten in der Landschaft große schwarze Säcken mit radioaktivem Erdreich, Laub und Dreck unter freiem Himmel. Manchmal sind diese mit einer Plane abgedeckt (Bild: Odaka im Bezirk Minamisoma), was jedoch auch nicht sonderlich gegen Witterungseinflüsse hilft.

Strahlenmessungen, die Frau Schlütermann 2017, 2019 und 2022 am Bahnhof Namie, an der selben Stelle durchgeführt hat, ergaben folgende Werte: 0,95µSv/h, 0,42µSv/h und 0,12µSv/h. Trotz der gründlichen Dekontamination im Bahnhof und aus dem Vorplatz ist weiterhin eine erhöhte Restradioaktivität zurückgeblieben.

Während Wohngebiete einer Flächendekontamination unterzogen worden sind, ließ man Wiesen und Landflächen, auch in der Nähe der Wohngebiete unbehandelt.

In Wäldern und Bergen, unzugänglichem Gelände ist eine Dekontamination technisch eher schwierig bis unmöglich, so dass man von vorn herein davon absah. Dazu werden mit Wind und Regen immer wieder neue radioaktive Partikel überall verbreitet, so dass die Strahlung wieder ansteigt.

Eine Strahlenmessung an einem provisorischen Zwischenlager für Dekontaminationsabfälle in Namie ergab 1,285µSv/h.

In der Ortschaft Futaba, zu der auch das havarierte AKW Fukushima Daiichi gehört, wurde das durch den Tsunami zerstörte Bahnhofsgebäude komplett neu errichtet. Ein chices Gebäude, für das, sowie für viele weitere Bauprojekte sehr viel Geld in die Hand genommen worden ist. Der dazugehörige Fahrradverleih ist kostenlos. Von dort aus erkundet Frau Schlütermann die freigegebenen Gebiete der Ortschaft Futaba mit dem Fahrrad und führt dazu Strahlenmessungen durch. Die Strahlung im Bahnhofsgebäude lag bei 0,094µSv/h.

2020 wurden nach erfolgter Flächendekontamination 4% der stark radioaktiv kontaminierten Ortschaft Futaba freigegeben, im August 2022 weitere 11%. Diese Gebiete wurden insbesondere in Anbetracht der bevorstehenden Olympischen Spiele der breiten Öffentlichkeit stets sehr gerne als nun „sichere“ Ortschaften im Rahmen des „Wiederaufbaus“ angepriesen.

Die Olympischen Spiele fanden aufgrund der Coronapandemie ein Jahr verspätet, also erst 2021 und auch ohne Publikum statt. Somit konnte der „erfolgreiche“ Wiederaufbau in der nun wieder „sicherem“ Präfektur Fukushima, wo neben Tokyo ebenfalls Teile der Olympischen Spiele ausgetragen worden sind, der internationalen Weltöffentlichkeit nun doch nicht, wie von der Regierung erhofft, groß und breit präsentiert werden. 

Auch der ehemalige LDP-Ministerpräsident Shinzo Abe († 08.07.2022), der Fukushima bereits im Jahr 2013 als „sicher“ deklarierte, trieb den sogenannten Wiederaufbau der radioaktiv kontaminierten Gebiete besonders stark voran. So sollen diese Orte, auch die scheinbar „erfolgreich“ dekontaminierten 15% der Ortschaft Futaba noch in diesem Jahr (2023) wiederbesiedelt werden. Landwirtschaft soll dort ebenfalls wieder betrieben werden. Der Rest bleibt vorerst Sperrgebiet. Die freigegebenen Gebiete weisen jedoch weiterhin erhöhte Strahlenwerte auf.

Das vor kurzem errichtete (Vorzeige-) Museum zur atomaren Katastrophe erzählt die Geschichte der Reaktorkatastrophe am AKW Fukushima Daiichi, als das große Erdbeben und Tsunami eintrat. Die Erzählung ist jedoch sehr dezent gehalten und es wird suggeriert, dass man die Lage heute wieder in Griff habe. So werden nämlich „zu sehr“ atomkritische Aussagen, u.a. auch seitens der Zeitzeugen schon von vorn herein zensiert. Kritische Fragen seitens der Besucher sind ebenfalls nicht erwünscht. Auf der Dachterasse „genießt“ der Besucher die Aussicht auf das Meer und überblickt den „gut vorangeschrittenen“ Wiederaufbau flächendekontaminierten Umgebung. Auf der Rückseite des Gebäudes, also etwas versteckt, steht an der Wand gelehnt ein großes Schild mit der Aufschrift „原子力明るい未来“ („Atomkraft, die hell leuchtende Energie der Zukunft“), das vor der Reaktorkatastrophe noch stolz am Ortseingang von Futaba prangerte und dann kurz danach dann doch lieber schnell wieder abgehängt worden ist. Etwas weiter, am Futaba Krankenhaus lag die Strahlung bei 0,34µSv/h und am Haus der Gesundheitspflege 0,92µ/h. Ein paar Straßen weiter am Haus der Jugend 0,63µSv/h. In einem Neubaugebiet, wo bald wieder Leute wohnen sollen, 0,58µSv/h, etwas weiter, wo Häuser noch abgerissen werden sollen, 0,865µSv/h. Nicht weit entfernt, ein weiteres, jedoch sehr großes Zwischenlager, wo das abgetragene radioaktiv kontaminierte Erdreich der Flächendekontamination lagert, Strahlung: 0,32µS/h.

Überall in den umliegenden Ortschaften, die zwecks der von der Regierung angestrebten Wiederbesiedelung einer Flächendekontamination unterzogen worden sind, gibt es zahllose Zwischenlager für radioaktiv verseuchtes Erdreich, Laub und Dreck, unschwer zu erkennen an den großen schwarzen Säcken, die unter freiem Himmel übereinander gestapelt der Witterung ausgesetzt sind. Manchmal sind diese notdürftig mit einer Plane abgedeckt.

Ein „Freiluftzwischenlager“ in der Ortschaft Ottozawa. Das AKW Fukushima Daiichi befindet sich in Sichtweite. Strahlung: 2,42µSv/h. Futaba, Nationalstraße N6, Zwischenlager, AKW Fukushima Daiichi im Hintergrund.

Mit einem Bekannten, der in Minamisoma wohnt, im Auto unterwegs nach Iitate, einer Ortschaft, die in den ersten Tagen nach der Reaktorhavarie aufgrund der Wetterverhältnisse und Windrichtung besonders stark radioaktiv kontaminiert worden ist. In der Nähe eines Zwischenlagers in Iitate-Ashihara lag die Strahlung 2015 noch bei 2,0µSv/h. Der Ort war bis 2017 Sperrgebiet.

In Iitate-Süd ein Versuchsgelände, also eine landwirtschaftliche „Nutzfläche“, die zuvor einer Flächendekontamination unterzogen worden ist. Hier soll die landwirtschaftliche Nutzbarkeit „erprobt“ werden, indem versuchsweise Gemüse und Getreide angebaut werden soll. Je nach Strahlenbelastung des Gemüses, sollen die Flächen zur landwirtschaftlichen Nutzung wieder freigegeben werden. Das heißt: die Ernte wird dann „ganz normal“ in den Handel gebracht.

In der Präfektur Fukushima lagern etwa 20.000m³ hochradioaktive Abfälle, 14 Mio. m³ kontaminiertes Erdreich, Laub und Dreck. Bis zum Frühjahr 2023 summierte sich in der Präfektur Fukushima der radioaktive Abfall aus der Flächendekontamination schätzungsweise auf 22 Mio. m³. Ein Teil davon (Laub, Gehölz etc.) soll in einer eigens dafür gebauten Müllverbrennungsanlage nahe des AKWs Fukushima verbrannt werden. Die entstandene asche soll dann mal irgendwann in ein Endlager, dass allerdings überhaupt noch nicht vorhanden ist.

Im November 2022 hat Frau Schlütermann ein Team der NGO Tarachine bei einer Bootsmission begleitet. Hier wurden, um sich ein aktuelles Bild zur radioaktiven Belastung des Meerwassers und der Fische zu verschaffen, vor der Küste des AKWs Fukushima Daiichi Wasserproben gesammelt und Fische geangelt. An Bord hat man den Fischen Blutproben entnommen, diese dann später im Labor zerlegt und dessen Organe und Gewebe auf radioaktive Partikel untersucht. 

Bei der NGO Tarachine und Bürgermessstelle in Iwaki handelt es sich um eine regierungsunabhängige Organisation, die sich seit Beginn der Reaktorkatastrophe bezüglich der Strahlenbelastung und dessen gesundheitlichen Folgen recherchiert, betroffene Bürger, sowohl auf Informationsveranstaltungen, als auch in einer persönlichen Beratung objektiv informiert und weiterhilft, Gesundheitsuntersuchungen und medizinische Hilfe anbietet.   

Auf dem AKW-Gelände lagern zurzeit 1,3 Mio. m³ hochradioaktives Wasser in großen Tanks. Dieses Wasser, vorwiegend Tritium soll ab den kommenden Herbst über eine eigens dafür gebaute Pipeline ins Meer geleitet, also „entsorgt“ werden. Als „Entschädigung“ sollen die lokalen Fischer und Fischereigenossenschaften 350 Mio. Euro erhalten. Allerdings ist dieser Umweltschaden mit keinem Geld zu bezahlen und der Fang der betroffenen Fischer wird auf dem Markt sicherlich auch keinen Absatz mehr finden, sobald die Kunden hören, dass der Fisch aus dem Meer vor der Küste der Präfektur Fukushima kommt, wo das hochradioaktive „Tritiumwasser“ eingeleitet wird. Im Umkehrschluss also existenzbedrohend für die Fischer. Auch dazu klärt die NGO Tarachine auf. Denn seitens der atomkraftbefürwortenden Regierung darf man hier keine objektiven Informationen erwarten. Eher im Gegenteil! Seit Beginn der Reaktorkatastrophe werden die Gefahren und Folgen nämlich eher verharmlost, bzw. verschwiegen.

In Okinawa, Südjapan betreibt die NGO Tarachine ein Erholungscamp für Kinder aus der Präfektur Fukushima. So auch Frau Yoko Schlütermann, die 2011 „Hilfe für Japan“ gründete und Spendenaktionen Ferienaufenthalte in Okinawa für Kinder aus Fukushima ermöglicht.

Das Gesundheitszentrum der Tarachine Iwaki wurde 2017 gegründet. Seit 2020 wird dieses in Kooperation mit der Stadt Iwaki betrieben.

Bei der Bootsfahrt im Meer vor der Küste des AKWs Fukushima Daiichi, an der Frau Schlütermann teilnahm, hat das Team an vier Stellen Wasserproben mit einer Gesamtmenge von 240 Litern gesammelt. Anschließend wurden Fische, wie Kugelfisch, Goldbrasse usw. geangelt. Es wurden den Fischen Blutproben entnommen.  Später wurden die Fische im Labor zerlegt, Gewebe und Organe, wie z.B. die Leber herauspräpariert. Die Organe und das Blut wurden dann auf radioaktive Stoffe, wie z.B. Cäsium137 untersucht. Der Gallensaft wurde ebenfalls auf radioaktive Stoffe untersucht. Die Messung des Tritiumgehaltes ist sehr aufwändig und auch nur mit speziellen Messgeräten möglich, die der NGO Tarachine bisher nicht zur Verfügung standen. Es wurde jedoch jetzt ein entsprechendes Messgerät angeschafft, dass aus Spendengeldern finanziert worden ist und somit der NGO Tarachine seit Anfang des Jahres (2023) zur Verfügung steht. 

Messpunkte und Ergebnisse vom 09.11.2022 auf der HP der Tarachine Iwaki (japanisch)

Legende:

Bild 1: die vier Messpunkte im Meer vor der Küste des AKWs.

Bild 2: Sammlung weiterer zahlreiche Proben entlang der Küste von Tomioka und Soma.

Abbildung 3: Tabelle mit Messergebnissen der Wasserproben für Struntium90 und Cäsium137, wovon in allen Proben geringe Mengen gefunden worden sind. Eine Messung des Tritiums konnte jedoch nicht vorgenommen werden.

Auch wenn die Strahlung insgesamt weiter abnimmt, ist jedoch zu beachten, dass es immer noch vielerorts gefährliche Hotspots (punktuelle Bereiche mit höherer Strahlung) vorhanden sind.

Krankheiten, insbesondere Krebserkrankungen wie Leukämie häufen sich weiterhin, insbesondere in der Umgebung des AKWs Fukushima Daiichi. Die Gesundheitsfolgen der Reaktorkatastrophe werden von der Regierung verdrängt und heruntergespielt. Unabhängige Experten, Umweltaktivisten und Bürgerinitiativen sprechen jedoch eine ganz andere Sprache und belegen die Fakten mit ihren gesammelten Daten.

Abschließend findet Frau Schlütermann noch ein paar treffende Worte zur japanischen Atompolitik und fasst die jüngsten Beschlüsse der japanischen Regierung zusammen:

  • Die japanische Regierung hat die künftige Grundsatzpolitik

für Atomenergie in der Kabinettssitzung beschlossen. Sie lautet:

– Förderung der Entwicklung und des Baus von

Kernreaktoren der nächsten Generation auf dem Gelände

von stillgelegten Kernkraftwerken.

– Die maximale Betriebsdauer von Kernkraftwerken, die auf

generell 40 Jahre, maximal 60 Jahre festgelegt ist, schließt

Zeiten aus, die aufgrund von Untersuchungen usw.

ausgesetzt wurden.

  • Laut Energieplan der jap. Regierung soll der Anteil der

Atomenergie ca. 20- 22% betragen. D.h. dafür müssten

insgesamt 27 Reaktoren ans Netz, darunter 11 Reaktoren, die

älter als 30 Jahre sind. Zurzeit sind 8 Reaktoren in Betrieb (03/2023)

 

NGO TARACHINE Bürgermessstelle in Iwaki (Fukushima)

 

 

März 2021, Im  Schatten von Fukushima - Noch dichter ans AKW

(eine Dokumentation des SWR)

(Jürgen Oberbäumer)

Zum Video (30Minuten)

 

November 2019, die Schattenseiten der „sauberen“ Kernenergie,  des Wohlstands in Japan und die Giftinsel Ōkunoshima

(Kenji Higuchi)

Der investigative Fotojournalist Kenji Higuchi deckt auf:

Seit den 70ern dokumentierte der heute 82jährige investigative Fotojournalist Kenji Higuchi über 40 Jahre lang die Schicksale jener Menschen, die für den industriellen Wohlstand in Japan geopfert worden sind. Niedriglohnarbeiter, die am Rande der Gesellschaft im Schatten des rapiden Wirtschaftswachstums in Japan stehen. Über all die Jahre hinweg hat Higuchi Menschen begleitet, die „im Dienste“ der „sauberen“ Kernenergie als AKW-Arbeiter für die „heißen Jobs“, oder auf der Giftgasinsel Ōkunoshima, ihre Gesundheit aufs Spiel setzten, bzw. mit dem Leben bezahlten. 

Higuchis eindrucksvolle Fotodokumentationen zeigen Menschen in Schutzanzügen und Atemschutzmasken, die u.a. mit Reinigungsarbeiten im Inneren des Reaktors beschäftigt sind, an den gesundheitlichen Folgen der Radioaktivität leiden, bzw. daran sterben. Er gibt jenen Menschen eine Stimme, die, ohne dass die „normale“ Gesellschaft davon überhaut Notiz nimmt, für die gefährlichen Arbeiten in den AKWs regelrecht verheizt werden. Sie haben keine Lobby, von der Gesellschaft verstoßen, arbeiten im absoluten Niedriglohnsektor verschiedener Subunternehmer und setzen ihre Gesundheit aufs Spiel. Dokumentation vieler Einzelschicksale, die Kenji Higuchi auf Fotos und in seinen Notizen festhält.

Higuchi dokumentiert auch die andere Seite der verstoßen Parallelgesellschaft. Die Bilder zeigen Touristen, Familien mit Kindern, die die Insel Ōkunoshima besuchen, sich an den zahllosen Kaninchen erfreuen, die außergewöhnlich zutraulich sind. Wie es zu der hohen Kaninchenpopulation überhaupt gekommen ist, und was die Ruinen auf sich haben; danach fragt kaum einer. Die eigentliche Geschichte der Insel kennen die meisten Besucher gar nicht. Denn die Giftinsel Ōkunoshima beherbergte einst eine Chemiewaffenfabrik in geheimer Mission, wo Senfgas (Yperit) hergestellt worden ist. Genau diese dunkle, bzw. giftige Seite beleuchtet Kenji Higuchi in seiner Fotodokumentation. Arbeiter, Männer, Frauen, auch viele Jugendliche, die im zweiten Weltkrieg unter widrigen Umständen Senfgas herstellen mussten. Die massiven gesundheitlichen Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Blasen, Verätzungen auf der Haut, schwere Atemwegserkrankungen und neurologische Schäden. Sie wurden zum Schweigen verdonnert, da Ōkunoshima ein absolutes Militärgeheimnis war.

Eine weitere Bilddokumentation, die weltweit für Empörung sorgte, allerdings nicht in Japan, zeigt den gut besuchten Badestrand einer Meeresbucht. Familien mit zahlreichen Kindern, die sich im Wasser vergnügten. In Sichtweite das AKW Mihama, das sich am anderen Ende der Bucht befindet. Da hatte man sich nichts bei gedacht. Das wurde einfach so hingenommen. Und die Kinder kannte die Gefahren Atomkraft sowieso nicht.

 

Kenji Higuchi wurde 1937 als ältester Sohn eines Bauern in der Präfektur Nagano geboren. Durch die berühmten Kriegsfotos von Robert Capas inspiriert, war sein Interesse schon früh geweckt, so dass er in Tokyo Fotografie studierte. Später lehrte er als Professor für Fotografie an verschiedenen Institutionen in Tokyo und war auch als Berater für das Nippon Photography Institute tätig.

Ab 1977 veröffentlichte er erste Bilder aus dem Inneren eines Reaktors. Weitere brisante Bilder zeigen AKW-Arbeiter, die Giftinsel Ōkunoshima und ihre ehemaligen Arbeiter, die in der Senfgasfabrik tätig waren.

Dazu veröffentliche Higuchi einige Bücher, Dokumentationsfilme und hielt Vorträge, die ihm als investigativen Journalisten nicht nur in Japan, sondern auch auf internationaler Ebene bekannt werden ließen.

Kenji Higuchi ist seiner Zeit der erste Fotojournalist gewesen, der es sich „gewagt hatte“ ein Tabuthema öffentlich anzusprechen, indem er AKW-Arbeiter fotografiert und interviewt hatte. Ein Thema, das so gar nicht in das Gesellschaftsbild von Japan passte, das sich nach außen hin gerne als harmonisch funktionierende Gruppe präsentiert, wo die Welt in Ordnung ist. 

2001 wurde Higuchi für seine investigative Arbeit mit dem Nuclear-Free Future Award Preis der NGO „World Uranium Hearing“ München ausgezeichnet. Dieser Preis wird seit 1998 an Menschen verliehen, die sich erfolgreich für eine Welt ohne Atomwaffen und Kernenergie einsetzen.

Nach Eintritt der Reaktorkatstrophe 2011 verschaffte er sich Zugang zum havarierten AKW Fukushima Daiichi. Dort dokumentierte er die Liquidatoren, die unter widrigsten Bedingungen und hoher Strahlung versuchten, für eine bestmögliche Schadensbegrenzung zu sorgen. Er begleitete einige Arbeiter bis heute und dokumentiert ihr Schicksal nach dem Einsatz in Fukushima. Auch hierzu wird Higuchi ein Buch veröffentlichen, das in Kürze erscheinen soll.

Auch zum Atomunfall bei JCO in Tokaimura 1999 hat Higuchi recherchiert, mit Betroffenen gesprochen und die Szenarien auf Bildern festgehalten. Damals wurden 3 Arbeiter schwer verstrahlt, als es beim Umfüllen einer hochangereicherten Uranlösung zu einer Kritikalität kam.

Während in den Medien, wenn von Stromerzeugung durch Kernenergie gesprochen wird, gerne die Mitarbeiter im Kontrollraum des AKWs gezeigt werden, die die „sauberen“ Arbeiten erledigen, hört man von den Arbeitern, die unter widrigen Bedingungen und bei schlechter Bezahlung gefährliche Tätigkeiten ausführen nie etwas. Sie werden regelrecht totgeschwiegen und somit von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Aber genau denen gibt Kenji Higuchi eine Stimme. Er hat die Arbeiter u.a. im AKW Tsuruga bei ihrer Tätigkeit während der Reaktorrevision begleitet. So mussten sie in Schutzanzügen und mit Vollmaske Reinigungsarbeiteten im Reaktor durchführen. Dort ist es nicht nur sehr warm, so dass man im Schutzanzug nicht nur schwitzte, sondern auch kaum etwas sah, weil das Sichtfenster der Vollmaske sofort beschlug. Teilweise wurde die Maske kurzerhand einfach abgesetzt, um die Arbeit fortsetzen zu können. Zudem schwitzten die Arbeiter stark und hatten ziemlichen Durst. Da man den Reaktor während der Schicht aber nicht einfach mal kurz eben verlassen konnte, tranken die Arbeiter sogar auch mal das hochradioaktiv kontaminierte Wasser aus dem Reaktorbecken.

Sie waren, bzw. sind arme Bauern, Obdachlose, Schulabbrecher ohne Ausbildung, „gestrandete“ der Gesellschaft, die auf der Straße, im Parks angesprochen werden und für Subunternehmer in verschiedenen AKWs für die „heißen Jobs“ während der Reaktorwartung ausgebeutet werden. Die Arbeiter verfügten oft nur über eine unzureichende Schulbildung, gingen nur bis zur Oberschule, hatten keine andere Perspektive. Durch die „heißen Jobs“ im AKW traten bald die ersten gesundheitlichen Schäden, die durch die hohe Strahlenexposition verursacht worden sind auf. Erste Symptome waren meist Müdigkeit und Kopfschmerzen. Weitere Symptome wie Haarausfall und Zahnverlust traten ebenfalls auf, bis hin zu Leukämie und weiteren Krebserkrankungen. Bei fehlender Krankenversicherung waren die hohen Arztkosten für einen obdachlosen Wanderarbeiter quasi unerschwinglich. Viele der verstrahlten ehemaligen AKW-Arbeiter sind mittlerweile dauerhaft arbeitsunfähig. Auf staatliche Unterstützung dürfen diese jedoch nicht hoffen. 

Im nachfolgenden Video begleitet Kenji Higuchi Obdachlose, die für dubiose Subunternehmer als AKW-Arbeiter für die gefährlichen Wartungsarbeiten der Reaktoren ausgebeutet werden.

日本の隠された #放射能 #被曝 労働者Hidden #Radiation Exposed #Nuke PlantWorker1

In der Regel sind es Subunternehmer, die ihrerseits weitere Subsubunternehmer beschäftigen, fleißig kassieren, so dass für die Arbeiter, die den Auftrag des Stromkonzerns ja schließlich erbringen, nicht mehr viel übrig blieb. Entlohnt wird die harte und gefährliche Arbeit dann mit wenig Geld und viel Strahlung. Von dem wenigen Geld werden dann auch noch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung abgezogen. Wenn die Arbeiter aufgrund gesundheitlicher Folgen nicht mehr können, werden sie einfach gekündigt, bzw. nicht mehr angeheuert. Es rücken immer wieder neue nach. Ein lohnendes Geschäft auf Kosten der Arbeiter, an dem auch die Yakuza im großen Stil mitbeteiligt ist. 

Higuchi begleitete einige auch in den Jahren nach ihrer Tätigkeit im AKW und dokumentierte ihren Leidensweg, teilweise bis hin zum Tod. Er begleitete auch Gerichtsprozesse, wo ehemalige Arbeiter auf Schadensersatz klagten. Allerdings ist es äußerst schwierig, eine Erkrankung als Folge der radioaktiven Belastung durch die berufliche Tätigkeit vor Gericht nachzuweisen. Meist prozessierten die Betroffenen erfolglos oder starben bevor das Verfahren überhaupt abgeschlossen worden ist. 

Higuchi berichtet u.a. von Arbeitern, die 1974 am AKW Tsuruga bei Wartungsarbeiten mit 300°C heißem radioaktiven Dampf verbrüht worden sind.

Ein überlebendes Opfer klagte gegen den Staat, bis zum obersten Landgericht, jedoch erfolglos. Ausländische Medien berichteten über den Unfall, aber nicht die Japanischen; es wurde einfach totgeschwiegen.

Eine treffende Aussage, die in Higuchis Büchern zu finden ist, lautet: „Wer in Japan spurt, der hat gute Karrierechancen“, aber wehe man tanzt aus der Reihe und entspricht nicht der harmonischen Gruppennorm. Weil dann ist man nämlich unten durch“!

Hier handelt es sich um eine von der „normalen“ Gesellschaft verstoßenen Minderheit in Japan, die ausschließlich „niedrige“, d.h. schmutzige und gefährliche Arbeiten verrichtet, die kein anderer machen will, und dabei gesundheitliche Folgen in Kauf nimmt.

Auch Higuchi selbst, der während der jahrzehntelangen Recherchearbeit in den AKWs seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzte, ist dadurch strahlenkrank geworden. In über 40 Jahren Recherchearbeit und Bilddokumentation gibt Kenji Higuchi jenen Menschen eine Stimme, die in der „normalen“ Gesellschaft keinen Platz finden. Sie werden diskriminiert und verstoßen. . . die „Burakumin“ (die „Herausgefallenen“).

Schätzungen zufolge wurden in Japan im Laufe der Jahre etwa 620.000 Arbeiter in den AKWs und weiteren Atomanlagen einer hohen radioaktiven Belastung ausgesetzt. Mit den Folgen werden sie jedoch alleine gelassen. Eine Minderheit, um die sich auch der Staat nicht kümmert.

Bezüglich der Reaktorkatastrophe von Fukushima berichtet Higuchi, dass das AKW laut dem Betreiber Tepco nur für eine Erdbebenstärke bis 7,8 ausgerichtet war (wenn überhaupt!). Das Tohoku-Erdbeben von März 2011 erreichte sogar eine Stärke von 9,0! Und während anfänglich etwa 3000 Arbeiter pro Tag am havarierten AKW Fukushima Daiichi nötig waren, sind es mittlerweile 7000.

Er besuchte die verstrahlten Dörfer, verbliebene Kühe auf der Weide, Strahlung 17µSv/h . . . Strahlenflüchtlinge in Behelfsunterkünften, von Staat alleine gelassen. Hierzu erscheint in Kürze sein neues Buch, das die Geschehnisse in Fukushima in Bild und Wort dokumentiert.  

„Nicht der Atomkrieg, sondern das AKW wird die Menschen vernichten“, so ein Fazit von Kenji Higuchi.  

 

Ōkunoshima, das giftige Geheimnis

Auf der Insel „Ōkunoshima“, Präfektur Hiroshima unterhielt das japanische Militär eine groß angelegte Chemiewaffenfabrik (Waffenfabrik der 2. Landstreitmacht Tokyo), die jedoch streng geheim gehalten worden ist. Denn nach der Genfer Konventionen, die auch von Japan unterzeichnet worden ist, wurde der militärische Einsatz von Chemiewaffen/Giftgas strengstens untersagt. So wurde die zu verheimlichen Chemiewaffenfabrik auf einer kleinen Insel, nämlich Ōkunoshima errichtet, die sogar, um dessen Existenz zu verschleiern, von der Landkarte gestrichen worden ist. Von nun an existierte Ōkunoshima offiziell nicht mehr. Dank der zahlreichen Nachbarinseln konnte das „Fehlen“ der Insel Ōkunoshima auch gut kaschiert werden.

Auf Ōkunoshima wurde hauptsächlich Giftgas hergestellt, das im zweiten Weltkrieg vorwiegend gegen China eingesetzt worden ist. Zu Spitzenzeiten arbeiteten in der Fabrik etwa 6000 Menschen, darunter auch Beamte und Schüler, die zu „sozialen Diensten“ verpflichtet worden sind. In der Fabrik wurden acht verschiedene Giftgase hergestellt, darunter auch Senfgas (Yperit), Lewisit (eine Arsenverbindung), Cyanid (eine Blausäureverbindung) und Phosgen.  

Die Luft auf der Insel war regelrecht erfüllt mit diesen Gasen und da nicht genügend Schutzbekleidung ausgegeben wurde, erlitten zahlreiche Arbeiter schwere Erkrankungen mit tödlichen Folgen. Auch in den Jahren nach Ende des Krieges litten 5000 ehemalige Arbeiter an den Folgen der Vergiftung, die sich insbesondere in Form einer schweren Atemwegserkrankung zeigte.

Durch einen Asthmapatienten erfuhr Kenji Higuchi von der ehemaligen Chemiewaffenfabrik auf der Insel Ōkunoshima, die er dann 1973 zum ersten Male besuchte. Dort dokumentierte er die Ruinen der Chemiewaffenfabrik, zurückgelassene Arbeitsmaterialien und machte ehemalige Arbeiter ausfindig. Er dokumentierte dessen Leidensgeschichte. Arbeiter, die in unzureichender Schutzkleidung und unter widrigen Bedingungen verschiedene Giftgase in großen Mengen herstellen mussten. Fast alle erkrankten. Am häufigsten wurden massive Atemwegserkrankungen, Hautschäden und neurologische Beschwerden beklagt. Offiziell durften diese Krankheitsbilder nicht in Verbindung mit der Giftgasinsel gebracht werden. Von der „normalen“ Gesellschaft wurden die Betroffen diskriminiert und verstoßen. Higuchi begleitete einige Betroffene über 13 Jahre und dokumentierte deren Leidensweg auch in Bildern, teilweise bis hin zum Tod. 

Seine fotografische Dokumentation beschreibt, zusammen mit den Aussagen der Betroffenen die Situation im Krankenhaus in Tadanoumi, auf dem Festland nahe der Insel Ōkunoshima, wo viele der Giftgasopfer behandelt worden sind, von Erkrankten, die ohne jegliche Entschädigung unter den Folgen zu leiden hatten. 

Die aggressivsten Giftgase, wie z.B. Senfgas, Lewisit und Phosgen dringen ungehindert durch Gasmaske, Schutzkleidung und Gummihandschuhe, greifen somit den gesamten Körper an und hinterlassen üble Erosionen auf der Haut, die nicht nur sehr schmerzhaft sind, sondern sich auch noch schnell entzünden.

Heute kennen die meisten Leute, wenn sie Ōkunoshima überhaupt kennen, nur als „Kanincheninsel“. Denn Ōkunoshima wurde zu Forschungszwecken? „saniert“. Das heißt: sämtliche Ratten, sowie weiteres „Ungeziefer“ wurde entfernt und Kaninchen dort ausgesetzt. Offiziell hieß es „aus Hygienegründen, da dort eine Fischfabrik gebaut werden sollte“. Wann das war und was der genaue Hintergrund dieser Aktion gewesen ist, konnte bisher nie genau geklärt werden. Jedenfalls nach Ende des zweiten Weltkrieges, als die Chemiewaffenfabrik stillgelegt worden ist, hatten sich die Kaninchen, da sie keine natürlichen Feinde hatten ungehindert vermehrt. Obwohl das eigentlich Fluchttiere sind, kennen sie keinerlei Scheu und fressen den Besuchern, die nun täglich in großer Zahl auf die Insel kommen aus der Hand. Im Hafen von Tadanoumi, wo die Fähre nach Ōkunoshima ablegt, kann man Kaninchenfutter kaufen und mit auf die Insel nehmen. Nicht nur die Kinder haben großen Spaß daran und erfreuen sich an den zahmen Kaninchen. Aber die eigentliche Geschichte der Insel interessiert kaum jemanden. Die zahlreichen Ruinen der Chemiewaffenfabrik, das ehemalige Inselkraftwerk und ein kleines Museum erinnern an das giftige Geheimnis der Insel Ōkunoshima.

 

 

Mai 2018, Interview mit Ex-Ministerpräsidenten Junichirō Koizumi

(Junichirō Koizumi)

Zum Land ohne Atomkraft – Strom aus 100% erneuerbarer Energie möglich, ein Interview mit dem ehemaligen LDP-Ministerpräsidenten Junichirō Koizumi

In einem Interview, das die Tageszeitung „Tokyo Shinbun“ am 13.05.2018 mit dem ehemaligen LDP-Ministerpräsidenten Junichirō Koizumi (76) geführt hatte, mahnte dieser die gegenwärtige Energiepolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe (LDP) an. Darin kritisiert Koizumi, das Abe eine Energiepolitik anstrebt, die trotz abgelaufener Reaktorkatastrophe in eigenem Lande, die Wiederinbetriebnahme einiger AKWs vorsieht, und zwar ohne das Ganze einmal kritisch zu hinterfragen. Denn man könnte ja auch statt der Kernenergie, „mal zur Abwechslung“ die erneuerbaren Energien mit staatlichen Geldern subventionieren. So hätte man schon viel früher den Anteil an Kernenergie von etwa 30% in Strommix, innerhalb von 10 Jahren durch erneuerbare Energien ersetzen können. (2010 bestand der japanische Energiemix aus 33% Kernenergie). In der näheren Zukunft wäre es sogar möglich, den kompletten Strombedarf durch erneuerbare Energie zu decken, so dass auf die Kernenergie komplett verzichtet werden kann. Angesichts dieser Tatsache betont Koizumi ganz besonders, dass Abe, dem entsprechend lieber mal den Ausbau der erneuerbaren Energien voranbringen soll, statt die Kernenergie zu unterstützen.

Koizumi ist ein sehr erfahrener und kompetenter (Ex)Ministerpräsident, und sagt: „Wenn ich der amtierende Ministerpräsident wäre, und den sofortigen Atomausstieg beschließen würde, hätte die LDP sicherlich nichts dagegen einzuwenden und würde diese Entscheidung auch mittragen. Unter Abe jedoch, der nicht aus der Atomkraft raus will, wäre ein Atomausstieg erst nach einem Wechsel des Ministerpräsidenten denkbar.“ Dazu benennt Koizumi den amtierenden Außenminister Taro Kono1,2 als Hoffnungsträger. 

Bis zur Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 war Koizumi ein absoluter Befürworter der Atomkraft und vertrat auch die Meinung, dass die Kernenergie sicher, kostengünstig und umweltfreundlich, also „sauber“ sei. Nun, 7 Jahre nach der Reaktorkatastrophe, stellt man fest, dass es auch während der Komplettabschaltung aller AKWs nicht zu Stromversorgungsengpässen, geschweige denn zum Blackout gekommen ist. Das beweist, dass Japan sofort aus der Atomkraft aussteigen könnte.

Außerdem gibt es bisher noch keine umsetzbaren Pläne für ein sicheres Endlager für die abgebrannten Brennelemente. Von daher sollte die gegenwärtige Energiepolitik in Bezug auf Atomkraft generell mal überdacht werden, so Koizumi. Die Vision des „geschlossenen Brennstoffkreislaufes“, bei der die gebrauchten Kernbrennstoffe zwecks Wiederverwertung aufbereitet werden sollen, war ebenfalls ein Misserfolg. Die Illusion der unendlichen Energiequelle war ebenfalls dahin, als der Schnelle Brüter Monju nach nur sehr kurzer Betriebsdauer, aufgrund eines Störfalls einen Totalschaden „erlitten“ hatte. „Eine absolute Verschwendung“! „Ich weiß auch nicht, so Koizumi, wie Abe dazu kommt, nach dem er die gefährliche Atomkraft im eigenen Lande nun nicht mehr so wirklich „wiederbeleben“ kann, stattdessen jetzt in AKW-Bauprojekte im Ausland investiert“ und diese unterstützt³.

Warum die Förderung der AKWs, die ja nun wirklich eine latente nukleare Gefahr darstellen, für manche Leute kein Abschreckungspotential hat, kann ich nicht nachvollziehen“, so Koizumi weiter, und er fügt noch hinzu: „Wer meint, dass Japan keine Atomwaffen hat, der liegt völlig daneben.“

Der LDP-Politiker Junichirō Koizumi war von 2001 bis 2006 Ministerpräsident von Japan und ein absoluter Befürworter der Kernenergie. 2009 zog er sich aus der Politik zurück. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 die totale Kehrtwende um 180°, als Koizumi nämlich feststellte, dass die AKWs absolut nicht „sicher“ und „sauber“ sind. Seitdem setzt er sich verstärkt mit dem Thema „Gefahren und Folgen der Kernenergie“ auseinander, hält Vorträge und hat auch schon Artikel und Bücher zum Thema publiziert.

Noch während seiner Amtszeit wäre dies jedoch ehr schwierig gewesen. Aber da er ja nun im Ruhestand ist, kann er seine Meinung äußern, ohne mit beruflichen Konsequenzen rechnen zu müssen. Denn das ist in Japan nämlich nicht ungewöhnlich, dass Leute, die eine „abweichende“ Meinung vertreten, Probleme am Arbeitsplatz bekommen. . . einfach versetzt werden, oder einen fingierten Skandal untergeschoben bekommen. . . So z. B. ein Moderator des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders NHK, der im April 2011 in einer Live-Sendung das Wort „Kernschmelze“ in den Mund nahm, zu Zeiten, als man noch versuchte, das Ausmaß der Reaktorkatastrophe zu verbergen. Auch der Präfekturgouverneur von Niigata, Ryuichi Yoneyama, der die Wiederinbetriebnahme zweier Reaktoren am AKW Kashiwazaki Kariwa, trotz „gutem Zureden“, weiterhin strikt ablehnte, musste im April 2018 seinen Hut nehmen, als ihm eine frei erfundene Sexaffäre angedichtet worden ist.

 

Laut Berechnungen: Erneuerbare Energien weltweit bei 66,3% bis 2040!

Nach Beginn der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011, gingen in Japan nach und nach alle AKWs vom Netz. Trotz der fehlenden Notwendigkeit drängte die Regierung jedoch auf eine rasche Wiederinbetriebnahme einiger Reaktoren, so dass mittlerweile schon 9 Reaktoren an 5 AKWs von der Atomaufsichtsbehörde NRA und den lokalen Behörden zur Wiederinbetriebnahme freigegeben worden sind. Davon sind momentan 5 Reaktoren an 3 AKWs am Netz (Stand 05/2018).

Obwohl der Anteil an Kernenergie 2016 „nur“ 1,7% im landesweiten Energiemix betrug, also komplett entbehrlich wäre, legte die Regierung im Energiefahrplan einen Anteil von 20 bis 22% an Kernenergie bis 2030 fest. Um das zu erreichen, müssten aber, was die Regierung natürlich nicht „verrät“, wie eine japanische Greenpeace-Studie jedoch schon belegte, sogar neue Reaktoren gebaut, bzw. die Laufzeit einiger Altreaktoren verlängert werden. Denn laut dem gegenwärtigen Atomgesetz müssen nämlich alle Reaktoren, die eine Betriebszeit von 40 Jahren erreichen, stillgelegt, bzw. um eine Laufzeitverlängerung für maximal 20 weitre Jahre zu erhalten, aufwändig und teuer nachgerüstet werden. Davon betroffen sind sogar einige Reaktoren, so dass der anvisierte Anteil von 20 bis 22% an Kernenergie mit den gegenwärtig vorhandenen Reaktoren ohne Laufzeitverlängerung, bzw. AKW-Neubauten nicht zu erreichen ist!

Bezüglich des Energiemixes will die Regierung zwar bis Ende des Monats einen neuen, überarbeiteten Energieplan vorlegen, der aber aller Wahrscheinlichkeit nach, keine nennenswerten Änderungen mit sich bringen wird.

Im Gegensatz zu Japans Energieplänen, wird der weltweite Anteil an Kernenergie, laut Berechnungen, im Vergleich zu 2016, wo der Anteil noch bei 5,3% lag, bis 2040 auf 3,5% sinken!

 

April 2018, 7 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima – Wie ergeht es den Betroffenen und wie denken die anderen Leute über die Atomkraft?

(Petra Alt)

Auch wenn das Thema „Fukushima“ bei vielen Leuten nicht mehr präsent ist, heißt das noch lange nicht, dass alles wieder in Ordnung sei. Das ist nämlich leider absolut nicht der Fall. So sind u.a. neben einigen anderen Krebserkrankungen, die Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Kindern in der Präfektur Fukushima weiterhin angestiegen.

Trotz der erhöhten Umweltradioaktivität und der damit verbundenen Gefahren, müssen viele Leute gezwungenermaßen aus Existenzgründen in der Präfektur Fukushima verbleiben. Für die „freiwillig“ Geflüchteten wurden mit dem Argument, dass für die jeweiligen Wohnorte kein Evakuierungsbefehl ausgesprochen worden ist, schon seit März 2017 sämtliche Entschädigungszahlungen komplett gestrichen. Auch die Leistungen für die Betroffenen aus den offiziell evakuierten Gebieten wurden drastisch gekürzt. Denn laut der Regierung und den lokalen Behörden, könne man ja wieder, da die radioaktiv belasteten Ortschaften nun dekontaminiert worden sind, zurück in sein Haus . . . (und „braucht“ dann auch keine Entschädigungszahlung mehr vom Staat).

Eine Strahlenobergrenze von 20mSv/a in den dekontaminierten Gebieten ist laut den Behörden zumutbar. So „reicht“ es schon, wenn nach einer erfolgten Flächendekontamination (Abtragung der oberen 5 cm Erdschicht) der Strahlenwert auf 0,23µSv/h gesenkt werden kann. Das ist jedoch ein immer noch viel zu hoher Wert, der vor allem für Kinder alles andere als tolerierbar ist!

Dekontaminiert wurde nur innerhalb der Ortschaft, 20 Meter links und rechts neben den Straßen und auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen. In den umliegenden Wäldern und Bergen erfolgte jedoch keine Flächendekontamination, so dass immer wieder erneut radioaktive Partikel mit Wind und Regen herangetragen werden.

 

Tomioka

So wurde der im März 2011 vollständig evakuierte Ort Tomioka ab Oktober 2017 wieder freigegeben. Der Ortskern von Tomioka liegt nur 8 km südlich vom havariertem AKW Fukushima Daiichi entfernt. Die Rückkehrbereitschaft der ehemaligen Einwohner hält sich jedoch verständlicherweise stark in Grenzen. So sind von den ursprünglich ca. 16.000 Einwohnern (Stand: 2010), nur 4% der Leute nach Tomioka zurückgekehrt. Dabei handelt es sich vorwiegend um ältere Leute, die ihren Lebensabend, trotz der Radioaktivität lieber in ihrer alten Heimat verbringen wollen, statt sich an einer neuen Umgebung gewöhnen zu müssen. So besuchen auch „nur“ 18 Kinder die Grundschule in Tomioka (03/2018).

Der Tomioka Bahnhof, der durch den Tsunami teilweise zerstört, und später abgerissen worden ist, wurde jetzt komplett neu gebaut und im vergangenen Oktober feierlich eröffnet (s. Archiv Fuku Info von Oktober 2017). Der Vorplatz, ein Busbahnhof mit Taxi-Stand wurde ebenfalls ganz neu und modern gestaltet. Von außen betrachtet wirkt der Bahnhof insgesamt viel größer, so als würden dort viele Züge verkehren. Es fahren aber trotzdem nur wenige Züge am Tag dorthin. . . Man sieht, aber, dass für dieses Projekt sehr viel Geld in die Hand genommen worden ist.

Direkt neben dem Bahnhof befindet sich weiterhin das Zwischenlager für radioaktiv verseuchtes Erdreich, Laub und Dreck, der bei den Flächendekontaminationsarbeiten angefallen ist. Allerdings sind die schwarzen Säcke mit dem Abfall nicht mehr so enorm in die Höhe gestapelt, so dass auch das direkt dahinterliegende Meer wieder zu sehen ist. Neu ist auch der massive Tsunamischutzwall am Ufer, der nun gebaut worden ist und Sicherheit vermitteln soll.

 

Der Wiederaufbau, eine win-win-Situation für Staat und Bauindustrie

Insgesamt wird im Rahmen des Wiederaufbauprojektes, ungeachtet der Kosten sehr viel gebaut. Die Bauindustrie steht in enger Beziehung mit der gegenwärtigen Regierung (LDP/Komeito), wobei der eine vom anderen profitiert, also eine win-win-Situation. Denn, wo viel gebaut wird, wird entsprechend viel Personal und Material benötigt, was dem Staat wiederum sehr viele Steuern einbringt. So werden die meisten Aufträge in der Präfektur Fukushima im Rahmen des „Wiederaufbauprojektes“ vom Staat vergeben, und die Regierung steht gut da, weil sie durch ihre vielen Aufträge Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft bei Laune hält. Klingt gut, aber zu welchem Preis und für wem?

So ist nämlich die Notwendigkeit, bzw. das Ausmaß vieler Bauprojekte, vor allem in den immer noch verstrahlten Gebieten eher fraglich.

Es wurde sogar ein neues medizinisches Versorgungszentrum, und zwar das „Futaba Medical Center“ in Tomioka gebaut und eröffnet. Dieses verfügt sogar über einen Hubschrauberlandeplatz. Neben der (wenigen) Leute aus der Umgebung, werden dort vorwiegend AKW-Mitarbeiter ambulant und stationär behandelt.

All die „tollen“ Neubauten dienen vor allem als Lockmittel, damit die Geflüchteten wieder zurück in ihre verstrahlte Heimat kommen. Das Thema „Reaktorkatastrophe“ soll, vor allem auch im Anbetracht der bevorstehenden Olympiade 2020 schnellstmöglich unter den Teppich gekehrt werden.

Die Leidtragenden sind jedoch die Leute, die dazu genötigt werden, in ihre pseudodekontaminierte, also weiterhin verstrahlte Heimat zurückzukehren, indem die Regierung die Entschädigungszahlungen einfach streicht, und sich dann noch für die neuen Bauprojekte stolz auf die Schulter klopft.  

 

Naoto Matsumura, der letzte und erste Einwohner von Tomioka

Der Viehzüchter und Landwirt Naoto Matsumura verblieb trotz Evakuierungsbefehl, zunächst neben ein paar weiteren Leuten, dann komplett alleine in Tomioka. Trotz mehrfacher Aufforderung und obwohl die Strom- und Wasserversorgung über viele Monate unterbrochen war, blieb er standhaft, und wollte seinen Heimatort nicht verlassen. Er wollte seine Tiere nicht im Stich lassen. Mittlerweile, da ja nun die Leute wieder zurücksollen, hat er auch wieder Strom und Wasser. Aber die meisten seiner Tiere, einige Rinder, die beiden Strauße sind jedoch verstorben.

Ein Teil seiner Bienenzucht, die er bereits vor 2011 begonnen hatte aufzubauen, besteht noch. Damals sollte die Bienenzucht ausgeweitet werden, mit Honigverkauf etc. . .  Dann kam aber die Reaktorkatastrophe. Er wollte den verbliebenen Bienenstock dann in die 200 km westlich gelegenen Großstadt Nagano verlegen, erhielt jedoch keine Genehmigung dafür.

Die neue Verbrennungsanlage für radioaktive Abfälle

Im November 2017 wurde in Tomioka ein weiteres Zwischenlager mit einer Verbrennungsanlage für radioaktive Abfälle, die vorwiegend bei der Flächendekontamination angefallen sind, in Betrieb genommen. „Entsorgt“ wird hier radioaktiv verseuchtes Erdreich, Laub und Asche aus der Müllverbrennung. Also Abfälle, die einen Cäsiumwert zwischen 8000 und 100.000 Bq/kg aufweisen. Dieser radioaktive Abfall, verpackt in großen schwarzen Säcken, wird nicht nur aus der Präfektur Fukushima, sondern auch aus den benachbarten Präfekturen angeliefert. Im neuen Zwischenlager Tomioka werden die Säcke dann in Beton eingegossen und in einer Grube verbuddelt.

Laut dem Umweltministerium und der Präfekturverwaltung sei diese Maßnahme ausreichend. Demnach würde angeblich keine Radioaktivität in das umliegende Erdreich, Grundwasser und in die Flüsse gelangen. . . gleichzeitig wurde aber auch der Evakuierungsbefehl für Tomioka aufgehoben, die Infrastruktur wiederhergestellt und den Leuten gesagt, dass man hier wieder bedenkenlos leben könne. . . 

Das Aizu Informationszentrum für Radioaktivität

In Aizuwakamatsu, im westlichen Teil der Präfektur Fukushima befindet sich das Aizu Informationszentrum für Radioaktivität und die Bürgermessstelle zur Messung radioaktiver Belastung von Lebensmitteln. Das Aizu Informationszentrum wurde 2011, kurz nach der Reaktorkatastrophe durch Frau Terumi Kataoka, die das Zentrum auch bis heute leitet, gegründet.

Im Aizu Informationszentrum können sich die Bürger unabhängig, neutral und objektiv über die Gefahren der Radioaktivität, insbesondere für ihre Region informieren. Sie erhalten eine kompetente Beratung, nützliche Tipps und Antworten auf ihre Fragen zum Thema „Radioaktivität in Verbindung mit der Reaktorkatastrophe von 2011“. Eine ärztliche Konsultation zum Thema Radioaktivität und Gesundheit, die nach Terminvereinbarung in Anspruch genommen werden kann, wird ebenfalls angeboten. Dazu finden im Aizu Info-Zentrum auch regelmäßige Treffen zum Austausch und Klärung von Fragen statt, die von den Anwohnern der Stadt Aizuwakamatsu und Umgebung stehts gerne in Anspruch genommen werden. Zudem verfügt das Aizu Info-Zentrum für Radioaktivität über 2 Geräte zur Messung der Radioaktivität in Lebensmittelproben. Anfangs wurde die Messung der radioaktiven Belastung der Lebensmittel sehr stark nachgefragt. Heute kommt jedoch kaum mehr jemand, um seine Lebensmittel messen zu lassen.

Die Radioaktivität ist nun mal nicht sichtbar, ist geschmacksneutral und geruchsfrei, treibt aber trotzdem ihr Unwesen. Genau das ist nämlich das tückische daran. . . 

So erkranken viele Leute an den Folgen der erhöhten Radioaktivität, vor allem Kinder, da die sich noch im Wachstum befinden und somit eine schnellere Zellteilungsrate haben. 197 Kinder sind seit der Reaktorkatastrophe schon an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Kinder, die in den Nachbarpräfekturen leben, oder komplett weggezogen sind, sind hier nicht mit einberechnet (Stand 03/2018).

Für die „freiwillig“ Geflüchteten gibt es keine Entschädigungszahlungen mehr. Damit drängt die Regierung die Leute zurück in ihre verstrahlte Heimat. Denn wer zurück „kann“ (muss), hat nämlich keinen Anspruch (mehr) auf Entschädigung. Auch hierzu berät das Aizu Informationszentrum.

Die Strahlenmesssonden, die überall in der Präfektur Fukushima stehen, sollen demnächst wieder abmontiert werden, da die Strahlenwerte angeblich wieder auf das „normale“ Niveau abgesunken sind. In Wirklichkeit sind es aber die hohen Wartungskosten der Strahlenmesssonden und die lange Betriebszeit, so dass die Sonden nach und nach sogar ausgetauscht werden müssten. Und, wenn man die Sonden nicht mehr sieht, dann denkt man auch nicht mehr an die Radioaktivität, so der Gedankengang der Regierung, die den Atomunfall schnellstmöglich vergessen machen will. „Fukushima“ hat jetzt einfach nicht mehr zu sein . . .

Die Reaktoren, die von der Atomaufsichtsbehörde NRA , die sich in puncto Sicherheit kerntechnischer Anlagen als weltweit strengste Behörde bezeichnet, für „sicher“ befunden worden sind, weisen jedoch gravierende Mängel auf. So wurden am AKW Genkai, eine Woche nach Wiederinbetriebnahme des Reaktors 3, Korrosionen und Leckagen an den Rohrleitungen des Sekundärkühlkreislaufs gefunden (s. Fuku Info 03/2018), und am Reaktor 4 funktionieren die Kühlpumpen im Primärkreislauf nicht ordnungsgemäß (s. Fuku Info 05/2018).

Auf die Frage, wie die atom- und energiepolitische Zukunft in Japan aussehen wird, antwortet Frau Kataoka von Aizu-Informationszentrum: „Die Regierung treibt die Kernenergie mit allen Mitteln voran, es soll alles wieder beim Alten sein, bis zum nächsten Atomunfall. . . “

Zur Homepage des Aizu Informationszentrum für Radioaktivität in Aizuwakamatsu

 

Kyushu, Südjapan, Ortschaft Chikusen-Maebaru

Die Ortschaft Chikusen-Maebaru, nahe der Großstadt Hakata liegt nur 33 km Luftlinie vom AKW Genkai entfernt. Nach einem Langzeitstillstand ist Reaktor 3, der u.a. auch mit 32 MOX-Brennelementen bestückt ist, Mitte März 2018 wieder hochgefahren worden. Die Wiederinbetriebnahme von Reaktor 4 ist für Ende Mai vorgesehen.

Nachmittags, Picknick im Sasayama Park in Chikusen-Maebaru, 33 km westlich vom AKW Genkai. Wir sitzen mit 9 Leuten im Park auf unserer Decke und genießen das schöne Wetter bei klaren blauen Himmel und angenehmen Temperaturen. Die zahlreichen Kirschbäume stehen in voller Blüte. Ein Anblick, woran man sich nicht satt sehen kann . . .  

In unserer Unterhaltung kommen wir auf das AKW Genkai zu sprechen. Einer aus der Gruppe sagt, dass die AKWs überhaupt nicht nötig sind, und somit nicht verstehen kann, warum es überhaupt wieder ans Netz gegangen ist. „Wir haben auch ohne AKWs genug Strom, und das absolut ohne Probleme.“ So fragt man sich, warum ausgerechnet hier in Kyushu gleich 4 Reaktoren an 2 AKW unbedingt wieder ans Netz müssen. . .“

Am selben Abend ereignete sich am AKW Genkai ein Störfall im Reaktorblock 3. Dampf sei aus einer defekten Rohrleitung ausgetreten. . . Der Reaktor 3, der nach einer gründlichen Überprüfung durch die „weltweit strengste“ Atomaufsichtsbehörde NRA erfolgte, lief gerade mal seit einer Woche mit einer Leistung von 75%, als sich der Störfall ereignete. Ursache war eine Leckage im Sekundärkreislauf. Die 16 rostigen Rohre sind der „gründlichen“ Überprüfung scheinbar komplett entgangen. . . 

Das Antiatom-Camp am AKW Sendai

Die Stadt Sendai, Präfektur Kagoshima und das gleichnamige AKW Sendai, liegen in Kyushu, Südjapan, also nicht zu verwechseln mit der Stadt Sendai, Präfektur Miyagi in Nordjapan. 

Das AKW Sendai ist bereits seit 2015 mit 2 Reaktoren wieder am Netz. Eine Notwendigkeit besteht nicht, und der nicht weit entfernte, immer wieder aktive Vulkan Sakurajima scheint neben den weiteren Gefahren der Atomkraft auch niemanden zu stören. 

Ein Taxifahrer sagt, „das AKWs grundsätzlich problematisch sind, aber die Leute in der Umgebung davon abhängig sind. Zumal viele Jobs in Verbindung mit dem AKW Sendai stehen“. Der kleine Ort Gumizaki, wozu das AKW Sendai gehört, lebt davon. Arbeitsplätze, wirtschaftliche Vorteile etc., die den Anwohnern zu Gute kommen, weshalb sich Gumizaki damit arrangiert. 

Der Fluss Sendai mündet dort ins Meer. Daneben der Badestrand vom Gumizaki, der nach links direkt an das AKW-Gelände grenzt. Hinter einem hohen Hügel sieht man die beiden Reaktoren mit ihrem markanten Anstrich in grün, blau und weiß. Denn ein Reaktor, der nicht so hässlich aussieht, wirkt auch nicht so gefährlich. . .

Ein paar Leute mit kleinen Kindern, die begeistert am Strand spielen und Muscheln sammeln. . . Vor dem Hügel befindet sich das Anti-Atom-Camp und davor ein großes Banner, das schon vom weiten gut zu lesen ist: „未来ある子らに遺すな核のゴミ原発廃炉は天の声“, zu Deutsch: „Überlasst den Kindern der Zukunft nicht den Atommüll – Stilllegung aller AKWs lautet die Botschaft“

Das Anti-Atom-Camp, bestehend aus mehreren Hütten, die mit Bambusstangen und Planen zusammengezimmert sind, ist mittlerweile völlig verwaist. Das Camp ist mit Bambusstangen umzäunt. Am Rande eine Art Wachturm, davor eine Trittleiter. In der Mitte, zwischen den Hütten ein Weg. In einer Hütte steht ein gelbes (symbolisches) Atommüllfass. Darauf steht: „hochradioaktiver Atommüll, (nachfolgend eine lange Nummer) – Kyushu Elektrizitätswerke, AKW Sendai“. Das Anti-Atom-Camp ist leider verwaist und zum Teil schon verfallen. Es ist niemand zu sehen. Aber das Banner vor dem Camp wird scheinbar gepflegt. Es sieht jedenfalls gut erhalten aus und tut seine Wirkung als Mahnmal.  

 

 

2012, Fukushima nach dem GAU

(Yoko Schlütermann)

Die Vorsitzende der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in der Auslandsgesellschaft NRW e.V. in Dortmund, Yoko Schlütermann, die auch das Projekt „Hilfe für Japan 2011'' ins Leben gerufen hat und leitet, berichtet regelmäßig über die Zustände in Fukushima und wie sich die Situation dort entwickelt.

Über die Medien erfährt man quasi gar nichts mehr und für viele ist das Thema „Fukushima'' schon lange vergessen. Die Krise dauert jedoch weiter an und ist noch lange nicht ausgestanden.

 

Auszug aus den Vorträgen von Yoko Schlütermann in Oktober 2012

300.000 Leute leben immer noch in provisorischen Unterkünften. 33% der Leute in der Präfektur Fukushima sind ohne Arbeit (Stand 10/2012).

73% der Menschen, die in den provisorischen Häusern leben, leiden unter Schlafstörungen. Im Mai 2011 gab es in ganz Japan 3300 Fälle von Suizid. Das sind 20% mehr als im Vorjahr.

Die Wucht der Flutwelle spülte alles weg, was sie zu fassen bekam. Die Umgebung ist komplett verwüstet. Weitere Gebäude sind komplett verschwunden.

In der Präfektur Fukushima herrscht eine allgemeine Perspektivlosigkeit und Existenznot.

Die gesamte Nutzfläche Japans beträgt nur 17%. Die meiste davon liegt in Nordostjapan. Die restlichen Flächen in Japan, also 83% sind bergisch und somit nur sehr eingeschränkt als landwirtschaftliche Nutzfläche geeignet. Das heißt: Ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegt in der vom Tsunami und dem AKW-GAU betroffenen Region. Der Boden ist aufgrund der Überflutung vom Meerwasser versalzen. Pflanzen können somit nicht gedeihen. Der Boden braucht ein paar Jahre, bis er sich wieder regeneriert und seinen ursprünglichen PH-Wert erreicht hat.

In den radioaktiv kontaminierten Gebieten ist in den nächsten Jahrzehnten generell kein landwirtschaftlicher Anbau mehr möglich, bzw. nicht zu verantworten. Auch die Fischerei ist eingebrochen, da das Meer in der 20 km-Zone um das havarierte AKW durch den radioaktiven Fallout betroffen ist.

In der Präfektur Fukushima geht der Wiederaufbau nur schleppend voran. Bis jetzt sind nur etwa 15% des Tsunamischutts und anderer Müll entsorgt wurden. Überall häufen sich die Müllberge. Das wiederum macht eine Stadtplanung unmöglich und verzögert somit den Wiederaufbau.

Hochradioaktiver Müll soll in der Präfektur Fukushima verbleiben. Laut der Regierung jedoch „nur'' zur Zwischenlagerung. Nach einem Endlager würde man suchen (Stand: 09/2012).

Die in der schönen bergischen Landschaft reichlich vorhandenen Onsen (Thermalquellen), die sich in früherer Zeit kaum vor Touristen retten konnten, haben jetzt fast keinen Zulauf mehr.

Alles, was aus Fukushima kommt, bzw. über Fukushima eingebracht oder weitergeleitet wird, wird woanders nicht angenommen bzw. gemieden.

Die Grenzwerte für Lebensmittel sind in Japan sogar deutlich strenger als in Deutschland und liegen bei 100 Bq/kg. In Deutschland liegt die Grenze bei 600 Bq/kg! (Stand: 06/2012).

Am havarierten AKW Fukushima Daiichi gehen täglich 3000 Mitarbeiter ein und aus. 90% davon sind Leiharbeiter eines Subunternehmers und nur 10% der Arbeiter sind direkt bei Tepco angestellt.

Der Tageslohn der strahlenexponierten Leiharbeiter beträgt maximal 200 Euro plus einer Strahlendosis von über 200 mSv/a. Vom Lohn wird jedoch noch ein nicht gerade geringer Betrag für Unterkunft und Essen abgezogen. Die Dosimeter sind ebenfalls, damit diese nicht „zu viel“ anzeigen, getürkt. Auch das gehört dazu. Hier werden die Dosimeter, zum Teil auch durch die Arbeiter selber so derart manipuliert, dass weniger Strahlung gemessen und aufgezeichnet wird und die maximal zulässige Strahlendosis für den gesamten Arbeitseinsatz nicht so schnell erreicht wird. Denn die Arbeiter sind auf den Job angewiesen und wollen ihm so lange wie möglich behalten.

Am Reaktorgebäude 3 wurden bis jetzt noch keine Reparaturarbeiten durchgeführt.

Die Strahlung am Reaktorgebäude 4 liegt bei etwa 1000mSv/h, wodurch die dringend nötigen Stabilisierungsarbeiten am Gebäude, das einsturzgefährdet ist, erheblich behindert werden. Die 1533 Brennelemente aus dem Abklingbecken im 4. Stock können voraussichtlich erst ab Herbst 2013 geborgen werden (Stand 10/2012).

Beschädigte Tanks, die durch den Tsunami über das AKW-Gelände gespült wurden, liegen noch hinter dem Reaktor 4 herum. Die Strahlung ist zu hoch um dort aufzuräumen.

Der Wind trägt den radioaktiven Staub laufend in die Städte. Die Kapazitäten der Tanks zum Auffangen des verstrahlten Wassers sind bald erschöpft. Überlegungen, es einfach ins Meer zu kippen wurden schon getätigt, jedoch aufgrund internationaler Proteste wieder verworfen (2012). Täglich nimmt die radioaktive Wassermenge in den Reaktoren zu, da dort laufend Grundwasser eindringt. Zum Teil wird das Wasser gefiltert und wiederverwertet.

Prognosen für die verstrahlten Dörfer wurden angefertigt. In einigen Dörfern liegt die Strahlung in 5 Jahren immer noch über 500 mSv/a, 70% der Anwohner können nicht mehr dorthin zurück, so die damalige Prognose.

Die meisten Kommunen haben einen Dekontaminierungsplan erstellt. Es gibt jedoch keine Möglichkeit die kontaminierte Erde zu entsorgen, weshalb die Dekontaminierungsmaßnahmen zum Großteil noch nicht umgesetzt worden sind. Außerdem helfen diese Maßnahmen nur bedingt und auch nur kurzfristig. Sogar sämtliche Baumrinden werden zwecks Dekontaminierung abgetragen.

Auswirkungen der radioaktiven Verseuchung werden sichtbar. 12% der Schmetterlinge haben kleinere Flügel und veränderte Augen. Die dritte Generation wies schon massive Missbildungen auf. In einen Fischteich in Iitate, der vor dem GAU noch 15 gesunde Koi-Karpfen enthielt, überlebten nur ein paar wenige die erste Woche nach dem GAU. Diese wiesen jetzt einen sehr starken Pilzbefall auf, da die Immunabwehr durch die hohe Strahlung geschwächt worden ist.

In der Statistik zur Kindersterblichkeit von 2011 wurde ab Juli 2011 ein starker Anstieg im Vergleich zu 2010 verzeichnet. Kinder befinden sich noch im Wachstum und sind somit deutlich anfälliger für erhöhte Strahlung. In bestimmten Gebieten Fukushimas dürfen sie nur ein bis zwei Stunden nach draußen oder gar nicht. Draußen müssen die Kinder dann einen Mundschutz tragen und dürfen keine Erde, Pflanzen etc. berühren. Alles das, womit Kinder draußen normalerweise in Kontakt kommen würden.

Die behördliche Strahlenmessung erfolgt stets in der Luft, in 1 bis 1,5 Meter Höhe. Die Strahlung am Boden ist jedoch deutlich höher.

Nach all den Fehlinformationen durch den Betreiber Tepco und der Regierung hatte die Bevölkerung so gut wie kein Vertrauen mehr in den Staat. Strahlenmessungen und die Beschaffung von wichtigen Informationen hatte man ebenfalls lieber selber vorgenommen, da man den offiziellen Angaben nämlich nicht trauen kann.

 

Sommer 2011, erste Missbildungen aufgrund der erhöhten Radioaktivität

Umweltforscher entdeckten folgendes: Schmetterlinge aus der Sperrzone nahe dem AKW Fukushima Daiichi mit Missbildungen. Schon einige Monate nach dem GAU entdeckten Umweltforscher Missbildungen bei verschiedenen Insekten. Mit jeder Generation werden die Missbildungen stärker. Bei den untersuchten Schmetterlingen sind die Flügel zu klein und verkrüppelt ausgeprägt. Auch an den Augen waren Missbildungen feststellbar.

Auch bei den Vögeln, z.B. Raben, beobachteten die Forscher, dass diese stumm waren, keinerlei Laute von sich gaben. Einige liefen nur umher, konnten nicht fliegen.

 

Sommer 2011, meine Haltung zur Kernenergie

(Petra Alt)

Japan, meine zweite Heimat, Kernenergie? Egal, Hauptsache Strom. . .

Ich bin in Tokyo, als in Deutschland die Laufzeitverlängerung für die AKWs beschlossen wird (09/2011). Ich musste lachen, und sagte, dass hier (in Japan) ja auch ganz schön kräftig mit Atomstrom „rum gedealt“ wird...was wäre wenn es jetzt in Deutschland zu einem Super-GAU käme... Kernenergie ist zwar gefährlich, aber schließlich wollen wir ja auch alle Strom haben... und das die Kernenergie gefährlich ist, wissen die (die AKW-Betreiber) ja schließlich auch. Von daher sind die AKWs in Deutschland und Japan auch entsprechend sicher....(dachte ich...)

...mir war es völlig egal, ob die die Laufzeiten verlängern oder nicht... Hauptsache die Diskussion hört endlich mal auf.

Zwei Tage später fuhr ich in die 230 km entfernte Stadt Fukushima, da ich dort etwas zu erledigen hatte. Auf den Rückweg machte ich noch einen Zwischenstopp in Kōriyama, bevor ich weiter nach Tokyo zurück fuhr...

Ich fand, dass Fukushima eine sehr schöne Stadt ist...auch das Umland, die Natur und die Berge...auch die Leute, die ich dort antraf, waren sehr nett, woran sich Kyoto mal ein Beispiel nehmen könnte...

Wieder in Deutschland, ein halbes Jahr später... Freitagmorgen, 11.03.2011, in den Nachrichten wird über ein stärkeres Erdbeben im japanischen Norden berichtet.

Ich dachte nur, wird nicht so schlimm sein... Erdbeben gibt es ja in Japan öfter, das ist nicht außergewöhnlich...

Ich gehe zur Arbeit, das Erdbeben ist schon wieder weg aus meinem Kopf.

Als wir abends die Tagesschau sahen, wurde ich wieder daran erinnert. Ich war erschrocken, auch wegen dem eingetretenen Tsunami, wovon die nun berichteten. Ich merkte nun, dass das alles ein sehr großes Ausmaß hatte...

Als die dann über die durch das Erdbeben verursachten Störfälle in den AKWs Onagawa, Fukushima Daiichi, Daini und Tokai berichteten... schimpfte ich verärgert, „was soll denn das...warum sagen die das? Das haben die doch schon längst wieder im Griff... damit machen die doch nur die Leute verrückt... nachher denkt da noch einer, da sei was hoch gegangen...“ 

In der nachfolgenden Sondersendung sah ich noch mehr von dem Ausmaß...wie der Tsunami ganze Landstriche weg gespült hatte... und sogar den Flughafen von Sendai erreichte, der ja nun wirklich nicht direkt an der Küste liegt...

Auch im AKW Fukushima Daiichi spitzte sich die Lage weiter zu... die Stromversorgung für die Kühlung der Reaktoren ist ausgefallen, es läuft nur noch die Notstrombatterie, die etwa 6 Std. vorhält...

Ich war mir jedoch sicher, dass man es bis zum nächsten Morgen in den Griff haben würde... trotz der Schäden an den Reaktoren 1,2,3 und 4.

Die Reaktoren heizten sich auf. Reaktor 4 war wegen Wartung ohne Brennelemente, Die Reaktoren 5 und 6 waren ebenfalls heruntergefahren, da dort auch eine Wartung anstand.

Radioaktiver Dampf wird abgelassen, um den Druck zu mindern. Wasserstoffexplosion im

Reaktorgebäude 1... ich war mir aber sicher, dass die Sache nach dem Wochenende ausgestanden sei...

Weitere Wasserstoffexplosionen, Evakuierung im 10 km Umkreis, die, wie ich später erfuhr schon Samstagmorgen stattfand... und am Folgetag auf 20 km ausgeweitet wurde.

Eine drohende Kernschmelze in 3 Reaktoren wurde verlautet. Ich überlegte, was man da noch machen könnte, obwohl ich ja kein Experte bin, ... „ob man die Reaktoren nicht mit Trockeneis kühlen könne’’?... Es wurde jedenfalls Meerwasser genommen...

Da, wo ich ein halbes Jahr zuvor noch überall selber entlanggelaufen bin, ist jetzt alles verstrahlt... langsam aber sicher verliere ich den Glauben an die Sicherheit der Kernenergie und beginne mich zu informieren... Ich wusste ja noch nicht einmal, dass die Brennelemente nach Gebrauch erst einmal jahrelang im Abklingbecken abkühlen müssen... ich hatte gedacht, ein paar Stunden reichen...

Denn das Ganze hatte mich ja vorher auch nie interessiert...

Ich erinnere mich zwar noch an den Super-GAU von Tschernobyl, aber das war ja alles veraltete Technologie und eine Verkettung von Handhabungsfehlern.... und wir hatten damals den Medien auch tatsächlich geglaubt, dass die radioaktive Wolke, die über Deutschland zog, keine großartige Gesundheitsgefahr dar stellt...

Als ich in Fukushima war, wusste ich noch nicht einmal, dass da überhaupt zwei AKWs an der Küste stehen...ich kannte nur Tokai, 100 km von uns.

Nach all den Recherchen, die ich betrieben habe und den Informationen, die ich mir eingeholt habe, ist mir bewusst geworden, wie gefährlich die Kernenergie und dessen Hinterlassenschaften sind...

Sommer 2011, Tokyo. Du hast morgens die Klüsen noch nicht ganz auf, und schon hast du zehn mal das Wort „Genpatsu“ (AKW) in den Nachrichten gehört...

Bei jedem Erdbeben zuckst du gleich zusammen... nicht das da wieder was mit dem AKW ist...

Die Anti-AKW-Bewegung ist sprunghaft angewachsen und ich hätte ein Jahr zuvor auch nie gedacht, dass ich mal auf einer Anti-AKW-Demo mitgehen würde... in Tokyo bin ich dann zum ersten Mal auf einer Demo gewesen... das war mir sehr wichtig.

Wir sitzen beim Abendessen, Nachrichten, es wird berichtet, das Cäsium137 im Rindfleisch nachgewiesen wurde, und die gesamte Küste hinunter, vom Landkreis Fukushima, über Tokyo, Shizuoka bis hin nach Osaka betroffen ist...

Ich schaute auf meinen Teller...Gott sei Dank kein Rindfleisch...wir hatten Fisch, der aus Indonesien importiert wurde...

In Deutschland sind wir dem EHEK entflohen...und hier?

Seitdem hat sich in Japan sehr viel verändert, es ist nichts mehr wie früher...

Ich erinnere mich, wie ich unbeschwert in Fukushima am Hauptbahnhof Sushi gegessen habe, die, wie ich heute weiß, im Meer vor dem AKW Fukushima dai ichi gefischt worden sind . . .

 

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