April 2024

AKW-Status: 10 von 12 Reaktoren am Netz

=> zum AKW-Status

Januar 2024

AKW-Status: 10 von 12 Reaktoren am Netz

=> zum AKW-Status

Zwei interessante Veranstaltungen im März zu Gunsten der Fukushima-Kinder

Das Projekt ,,Hilfe für Japan 2011": ,,Gemeinsam holen wir Kinder aus dem Katastrophengebiet", Ein Projekt, das seit Beginn der Reaktorkatastrophe von Fukushima, für die Kinder aus den radioaktiv kontaminierten Gebieten Erholungsaufenthalte in Okinawa, Südjapan organisiert. Finanziert wird das Projekt durch Spenden, die in Verbindung mit interessanten Veranstaltungen zu Japan und zum Thema ,,Fukushima" stehen. 

1) Japan- ein Land voller Gegensätze – Tradition und Moderne. Vortrag mit Bildern und Teezeremonie

Wann und wo? Samstag, 02. März 2024 um 16:00 Uhr in der Auslandsgesellschaft in Dortmund.

2) Fukushima-Tag – Strahlenfolgen, 13 Jahre nach dem Super-GAU vom 11.3.2011 in Fukushima

Ein Vortrag von Yoko Schlütermann, Deutsch-Japanische Gesellschaft.

Samstag, 09. März 2024, um 14:00  Uhr, Auslandsgesellschaft in Dortmund.

=> nähere Infos zu beiden Veranstaltungen

Dezember 2023

Japan: 8 von 12 Reaktoren am Netz. => zum AKW-Status

September 2023

Dritter Altreaktor (Takahama 2) in Japan  seit dem 15.09.2023 wieder in Betrieb => zum AKW-Status

August 2023

Japan leitet radioaktives Kühlwasser aus dem AKW Fukushima Daiichi ins Meer

Trotz massiver Proteste und Warnungen unabhängiger Experten begann der Stromkonzern Tepco damit, „aufbereitetes“ radioaktives Wasser aus der Reaktorkühlung des havariertem AKWs Fukushima Daiichi in den Pazifik zu verklappen => Aktuelle Nachrichten (deutsch und japanisch) 

Opfer des Atomunfalls

Ein Bericht von Mizue Kanno, einer Einwohnerin der Präfektur Fukushima, die über die bereits eingetretenen

gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe von 2011 berichtet => zum Video

29.07.2023

AKW Takahama: Japans ältester Reaktor wieder am Netz 

=> zur Nachricht

29. Juni 2023

+++ Hochradioaktives Abwasser am AKW Fukushima Daiichi +++

Südtirol News vom 27.06.2023: Entsorgung von Fukushima-Kühlwasser in Japan startet bald

=> zum Bericht

Japan nach Fukushima – 10 Jahre antiatom-fuku

Nach zahllosen Ereignissen, die zwischenzeitlich in der Welt passiert sind, scheint die Reaktorkatastrophe von Fukushima schon fast vergessen. Die weiterhin anhaltenden Probleme, bzw. die verheerenden Folgen, die in Verbindung mit dem havarierten AKW Fukushima Daiichi stehen, sind nur den wenigsten Leuten gegenwärtig.

Es gelangt weiterhin Tag für Tag radioaktiv kontaminiertes Kühl- und Grundwasser ins Meer. Und das schon seit Jahren. Auf dem AKW-Gelände befinden sich mittlerweile 1.3 Mio. m³ hochradioaktives Wasser, vor allem Tritium in großen Lagertanks (Stand 04/2022), dass ab dem Herbst 2023 nach und nach ins Meer „entsorgt“ werden soll. Das sind nur ein paar Beispiele, die die Schattenseiten, bzw. die Folgen der Kernenergie widerspiegeln.

Was ist passiert?

Am 11.03.2011 ereignete sich die große Dreifachkatastrophe in Nordostjapan. Es begann um 14:46 Uhr mit einem Erdbeben der Stärke M 9,0 (Das Tohoku Erdbeben) und einen nachfolgenden Tsunami, der über der gesamten Nordostküste bis weit ins Landesinnere alles wegspülte und dem Erdboden gleich machte. In den dort befindlichen AKWs, die alle an der Meeresküste liegen, ereigneten sich Störfälle, im ebenfalls betroffenen AKW Fukushima Daiichi ließ die Kernschmelzen jedoch nicht mehr abwenden.

20.000 Leute kamen ums Leben, 100.000de verloren ihre Heimat durch den Tsunami, bzw. durch die radioaktive Verseuchung. . .

 

Nichts gelernt aus Fukushima

Da ich einen sehr starken Bezug zu Japan habe, fühlte ich mich dem entsprechend auch sehr betroffen und fing u.a. auch an, als ich sah, dass die Probleme am havarierten AKW Fukushima Daiichi nicht enden wollten, mich über die „so sicher“ geglaubte Kernenergie zu informieren. Ich erfuhr ernüchternde Fakten zur Atomkraft, die mir erst einmal schwer vorstellbar schienen, die aber dann, nach weiteren Informationen unabhängiger Quellen, meine Haltung zur Kernenergie grundlegend geändert haben.

So rief ich 2012 meine HP „antiatom-fuku“ ins Leben, die ich bis Ende 2022 betrieben habe. Denn es war mir wichtig, die Gefahren und Folgen der Kernenergie, insbesondere für Fukushima zu vergegenwärtigen, die Betroffenen, insbesondere in der Präfektur Fukushima zu unterstützen, über den aktuellen Verlauf zu informieren. Hierzu haben ich laufend aus den japanischen Nachrichten übersetzt und die Strahlenwerte dokumentiert.

Leider hat Japan, das wie Norwegen, sehr gut seine Energie aus Wasserkraft, Geothermie etc. gewinnen könnte, quasi nichts aus Fukushima gelernt, so dass mittlerweile wieder 10 Reaktoren ans Netz gegangen sind und die generelle Maximallaufzeit der alternden Reaktoren im Oktober 2022 von 40 auf 60 Jahre verlängert worden sind. Weitere Laufzeitverlängerungen einzelner Reaktoren nicht ausgeschlossen.

Die Reaktorkatastrophe in Fukushima ist auch nach so langer Zeit noch nicht vorbei. Trotz der ausgedehnten Flächendekontamination ist die Strahlung vielerorts noch viel zu hoch, bzw. steigt nach kurzer Zeit wieder an, da mit Wind und Regen immer wieder neue radioaktive Partikel aus dem havarierten AKW herangetragen werden. Überall, auch unter freiem Himmel stapeln sich große schwarze Säcke mit kontaminiertem Erdreich, Laub und Dreck aus der Flächendekontamination. Diese radioaktiven Abfälle wurden und werden zum Teil im Straßen- und Dammbau „wiederverwertet“. Ein regelrechter Bauboom trieb den Wiederaufbau voran. Denn die Regierung wollte insbesondere in Anbetracht der olympischen Spiele, die für 2020 angesetzt waren, der internationalen Gemeinschaft eine „heile Welt“ nach der Tsunamikatastrophe präsentieren und insbesondere die Reaktorkatastrophe vergessen machen. 2013 hatte Japan den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2020 erhalten. Bezüglich des havariertem AKWs sagte der damalige LDP-Ministerpräsident Shinzo Abe († 08.07.2022) in Buenos Aires das alles unter Kontrolle sei, was natürlich nicht der Wahrheit entsprach.

Und damit die internationalen Gäste den Eindruck bekommen, dass Fukushima wieder „sicher“ sei, sollten Teile der olympischen Spiele in der Präfektur Fukushima ausgetragen werden. Auch der Fackellauf sollte dort beginnen. Startpunkt war das J-Village Sportzentrum nur wenige Kilometer vom havarierten AKW Fukushima Daiichi entfernt. Mit Prachtbauten wollte man strotzen und die verseuchten Gebiete als „revitalisiert und wieder sicher“ präsentieren. Die Betroffenen hingegen ließ mach jedoch im Stich. Die Betroffenen wurden sogar dazu gedrängt, in die dekontaminierte, jedoch immer noch strahlenbelasteten Gebiete zurückzukehren, indem man auch Mietzuschüsse und weitete Unterstützung strich.

Die Coronapandemie, die schon im Dezember 2019 begann und im Frühjahr 2020 weltweit ausartete, machte der Regierung und weiteren Atomlobbyisten dann aber einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Olympischen Spiele wurden um ein Jahr verschoben, also 2021, jedoch unter Ausschluss des Publikums (notdürftig) ausgeführt. Das breite internationale Publikum blieb somit coronabedingt aus, so dass die Regierung nicht so recht mit dem sogenannten Wiederaufbau- Revitalisierungsprojekt protzen konnte.

Noch heute warten viele Leute, die von den Folgen der Atomkatastrophe betroffen sind auf Entschädigung. Unter den Verantwortlichen sind bisher nur Vereinzelte verklagt worden. Ein eher unbefriedigendes Ergebnis.

In der Präfektur Fukushima sind neben vielen anderen gesundheitlichen Problemen, die mutmaßlich in Verbindung mit der erhöhten Radioaktivität stehen, etwa 300 Kinder an Schilddrüsenkrebs erkrankt – um nur ein Beispiel zu nennen.

Nach fast zwei Jahren ohne Atomstrom ist Japan trotz fehlender Notwendigkeit zur Kernenergie zurückgekehrt, als hätte es keinen Atomunfall gegeben.

Nach Beendigung der HP „antiatom-fuku“ mit Nachrichtenmeldungen „Fuku Info“, bleiben die Fukushima heute-Berichte, die weiterhin aktuell und sehr brisant sind, weiterhin online und finden sich, neben neuen Berichten, ab jetzt auf dieser Webseite wieder. 

   Rückschau

April 2013

Leben in einer verstrahlten Region

Noch immer leben Menschen in den verstrahlten Gebieten. Flüchtlinge sind oft auf sich alleine gestellt und Entschädigungszahlungen werden häufig nicht geleistet.

Es wird versucht das Problem in den Hintergrund zu schieben. Auch den „11.03." als Gedenktag für die AKW-Opfer wollte die Regierung nicht zulassen (Stand 04/2013), während der „Hiroshima- und Nagasaki-Tag", der zum Gedenken der Atombombenopfer offiziell anerkannt worden ist.

Denn schließlich betrifft das jetzt die „friedliche" Nutzung der Kernenergie, die man der Bevölkerung nach einer Gehirnwäsche schon ein paar Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki untergeschoben hatte. Das heißt: Die Regierung möchte nichts Negatives auf das Image der „friedlichen und zivilen" Nutzung der Kernenergie kommen lassen. Deshalb sollen am Jahrestag, also dem 11.03. auch „nur" die Tsunami- und Erdbebenopfer, aber nicht die Opfer der Atomkatastrophe von Fukushima bedacht werden. Denn nach Wünschen der Lobbyisten darf es „nur“ Tsunami-, aber keine AKW-Opfer geben. Diese würden nämlich nur am guten Image der Kernenergie kratzen.

 

Die Entschädigung

Nur die Evakuierten aus der offiziellen Sperrzone erhielten eine Entschädigung von umgerechnet € 800 pro Haushalt. Die sogenannten „freiwillig“ Geflüchteten aus den nicht offiziell deklarierten Gefahrenzonen erhielten keine finanzielle Entschädigung, obwohl die dort gemessene radioaktive Umgebungsstrahlung keinen dauerhaften Aufenthalt mehr zulässt.

Nur Orte, die eine Strahlenbelastung von mehr als 20mSv/a aufweisen, wurden durch die Behörden evakuiert. Demnach leben viele Leute, darunter auch Schwangere und Kinder weiterhin in Orten mit einer gefährlich hohen Strahlenbelastung. Dazu zählen auch Ortschaften, wo die Strahlenwerte nur knapp unterhalb der gesetzlich festgelegten Obergrenze liegen. Der „ODL-Normalwert“ wäre 1 bis maximal 2 mSv/a.

Für die Bauern, auch wenn dessen Felder außerhalb der offiziellen Evakuierungszone liegen, ist der Absatz ihrer Produkte nicht mehr möglich. Sie finden keinen Abnehmer mehr. Eine Entschädigung dafür erhalten sie jedoch nicht

Auch die Versicherungen wollen nicht zahlen. Die Versicherungen „begründen“ dies damit, dass der Ernteschaden ja durch einen Super-GAU und nicht durch ein natürliches Ereignis verursacht worden ist. Denn ein Schaden durch einen atomaren Unfall war durch die Versicherung nämlich nicht deckt. Und der verursachende Stromkonzern Tepco ist bezüglich einer Entschädigungszahlung ebenfalls sehr zurückhaltend.

Viele Familien sind auseinandergerissen und viele Ehen in die Brüche gegangen. Während viele Frauen mit den Kindern in sichere Gebiete flüchteten, blieben die Männer wegen der Arbeit in der Gefahrenzone zurück.

Laut unabhängigen Wissenschaftlern wird die radioaktive Belastung in der Präfektur Fukushima und dem dazugehörigen Meer bis mindestens 2045 in der jetzigen Höhe bestehen bleiben.

Durch Witterungseinflüsse sind neue Hotspots (punktuelle Bereiche mit hoher Radioaktivität) entstanden. Notwendige Evakuierungen von bewohnten Gebieten, die eine hohe radioaktive Strahlung aufweisen werden weiterhin unterlassen. Anstatt dessen werden laufend Dekontaminationsversuche durchgeführt, die zwar vereinzelt eine vorübergehende Senkung der Radioaktivität erbringen, aber im Großen und Ganzen eher ineffektiv sind (12/2022). Das hierbei anfallende Laub, Erdreich und Dreck wird in Säcken an verschiedenen Sammelstellen gelagert, jedoch nicht sicher entsorgt. Die Arbeiter, die diese Dekontaminierungsmaßnahmen verrichten, sind oft ehemalige Arbeiter, die die Reinigung/Dekontamination der Reaktoren durchgeführt haben und von Kraftwerk zu Kraftwerk gezogen sind.

Für ehemalige Anwohner aus den radioaktiv stark kontaminierten Gebieten treibt die Regierung sogar die Rückführung in die „dekontaminierten“ Gefahrenzone an.

 

Voreilige Freigaben durch die Behörden

Ab Anfang 2012 durften in vielen Gebieten wieder Reis und Gemüse angebaut und wieder gefischt werden. Das war jedoch eine vorschnelle Entscheidung, die dann aber ein paar Monaten wieder zurückgenommen werden musste (Stand 04/2013), da die Strahlenbelastung der Lebensmittel viel zu hoch war. Auch die gefangenen Fische waren zu stark kontaminiert.

 

Der Tsunamischutt

10% des Tsunamischutts aus der Präfektur Fukushima wurde landesweit mit dem normalen Hausmüll verbrannt. So wurde die radioaktive Kontamination, durch herumfliegende Asche und weiteren Brandrückständen über ganz Japan verteilt (10/2013).

Unabhängige Wissenschaftler, u.a. auch Professor Koide der Universität Kyoto plädierten sogar dafür, das Gebiet um das AKW Fukushima Daiichi zur Deponie für den radioaktiv kontaminierten Müll zu machen, da es eh nicht mehr bewohnbar ist.

 

Schilddrüsenerkrankungen

Nach sonographischen Reihenuntersuchungen von 42.000 Kindern wurden bei 43% Knoten und Zysten festgestellt. Normal wären 1% (Stand 04/2013).

 

Studie Tschernobyl

Knapp 7000 Kinder, die 1986 unter 18 Jahre alt waren erkrankten zwischen 1991 und 2005 an Schilddrüsenkrebs.

 

Verteilung von Jod-Tabletten in Fukushima

Als durch den Super-GAU der Gehalt an radioaktivem Jod in der Luft anstieg, erfolgte in vielen Gemeinden keine Ausgabe von Jod-Tabletten. Zudem wurde das radioaktive Jod131 unwissentlich mit der Nahrung aufgenommen, ohne dass eine entsprechende Warnung herausgegeben worden ist.

 

Rundgang durch Fukushima City im April 2013

Im Fokus des Rundgangs stehen die fest installierten Sonden zur Messung der eh schon zu hohen Radioaktivität, die den Einwohnern, auch Schwangeren und Kleinkindern Tag täglich zugemutet wird. Diese wurden ab Ende 2012 flächendeckend und gut sichtbar an vielen öffentlichen Plätzen, Schulen, Kindergärten etc. in der Präfektur Fukushima installiert und sollten als „Beruhigungspille“ für die Bevölkerung wirken.

 

Als ich am Fukushima Hauptbahnhof aus dem Shinkansen (der japanische ICE) gestiegen bin, war es mir dann doch ein bisschen mulmig. Als ich über den Bahnsteig Richtung Treppe ging, empfand ich eine Art Bedrückung und ein bisschen Angst und Wut, weil ich genau wusste, dass hier etwas sehr bösartiges und gefährliches passiert ist.

Auf dem Bahnhofsvorplatz, der sehr schön gestaltet ist, stelle ich einige bauliche Veränderungen fest, die vor zweieinhalb Jahren noch nicht da gewesen sind. Und natürlich läuft man hier jetzt mit einem ganz anderen Gefühl als vorher herum. Es ist nichts mehr wir früher; was mir jetzt so richtig bewusst wird.

 

      „Auch wenn man es nicht sieht oder fühlt, sie ist da die unsichtbare Gefahr."

 

Genau das ist das Gefährliche und das Heimtückische an der Radioaktivität. Denn alles sieht alles ganz normal aus und ist ohne Strahlenmessgerät einfach nicht feststellbar.

 

Nach der Reaktorkatastrophe wurden in der Präfektur Fukushima zur Messung der Radioaktivität über 500 festinstallierte Messsonden öffentlich zugängig aufgestellt. Diese sollten den Anwohnern ein Sicherheitsgefühl und Vertrauen in die behördlichen Maßnahmen vermitteln. Der Bürger sollte das Gefühl haben, dass auf seine Gesundheit aufgepasst wird. Ihm sollte auch das Gefühl der Selbstkontrolle vermittelt werden, indem er die Sonden jeder Zeit selber Vorort oder im Internet ablesen kann. Allerdings mehrten sich die Gerüchte über Manipulationen der behördlichen Messsonden, die sich hinterher sogar auch bestätigten.

Die erste festinstallierte Messsonde zur Messung der Umweltradioaktivität, die ich neben dem Bahnhof sehe zeigt mir einen Strahlenwert von 0,227 µSv/h an. Das ist ein Wert der viel zu hoch ist. („Normal" wäre eine Umweltradioaktivität bis zu 0,095 µSv/h). Vor der Reaktorkatastrophe lag die örtliche Umweltradioaktivität in Fukushima City bei etwa 0,045 µSv/h.

Auch wenn der Ruheplatz hinter der Messsonde bei diesem schönen Wetter zu einer kurzen Sitzpause einlud, hätte man eh keine Ruhe dort zu sitzen, da hier leider nicht nur die Sonne strahlt.

Die radioaktive Strahlung schwankt trotz kurzer Abstände und Höhenunterschiede teilweise sehr stark. Man muss wirklich aufpassen, wo man geht und steht. Die an den festen Sonden gemessenen Werte liegen zum Teil über 0,6 µSv/h. Das ist ein Wert, der schon äußerst bedenklich für die Gesundheit ist!

Dazu muss auch noch berücksichtigt werden, dass vor der Installation der Messsonden eine besonders gründliche Dekontamination mit Austausch bzw. Sanierung der obersten Erdschicht/ Neuasphaltierung der Gehwege etc. zwecks Senkung der Radioaktivität vorgenommen worden ist. Durch diese Maßnahmen wurde die Radioaktivität in unmittelbarer Nähe der Messsonden bis zu 30% gesenkt. Zudem wurden die Messsonden so kalibriert, dass die Strahlenwerte niedriger als tatsächlich angezeigt werden. Und selbst diese Werte sind entschieden zu hoch!

 

Ein paar 100 Meter weiter finde ich eine Messsonde, die mir 0,612 µSv/h anzeigt. Also fast drei Mal höher als an der Messsonde zuvor. Da fehlen einem doch die Worte. Ich sehe die hohen Messwerte der Sonden zwar laufend Internet, aber wenn man dann live davorsteht, läuft es einem dann doch den Rücken hinunter. Ich brauche gar nicht selber messen. Das was die Sonden hier anzeigen reicht mir schon. . .

Diese Strahlenmesssonde steht direkt neben dem Komu Komu Center. Das ist eine Kindertagesstätte, Kindergarten und Vorschule. Die hier herrschende Radioaktivität ist viel zu hoch und ist auf Dauer gesundheitsschädlich.

Übermäßig viele Leute sind auf der Straße nicht zu sehen. Ich glaube, jeder überlegt es sich ganz genau, ob er nach draußen muss oder nicht. Kinder habe ich überhaupt gar keine gesehen. Die werden nach Möglichkeit erst gar nicht nach draußen gelassen.

Es ist einfach nicht zu fassen, was hier passiert ist. Eine so schöne Stadt mit einer schönen Natur, der Fluss Abukuma und die Berge drum herum... Mir tun die Anwohner leid, vor allem die Kinder, die nun unter der radioaktiven Verseuchung zu leiden haben. Es ist nicht zu fassen, was die Kernenergie hier angerichtet hat.

In Fukushima ist es nicht mehr so, wie es früher, also vor dem GAU war, als ich das letzte Mal hier gewesen bin. Damals wusste ich auch noch nicht einmal, dass hier in der Nähe zwei gefährliche Kernkraftwerke stehen. Und ich hätte auch nie gedacht, dass da mal etwas „hoch gehen" könnte, weil ich das in einem Hochtechnologieland wie Japan für unmöglich gehalten habe...

Nun müssen tausende von Leuten mit den Folgen der Kernenergie leben, während der Staat versucht „Normalität" walten zu lassen. Und nicht nur ich bin der Meinung, dass die Städte Fukushima City und Kōriyama sowie dessen Umgebung dringend evakuiert werden müssten; es passiert aber nichts. Die Einwohner werden mit ihrem Schicksal alleine gelassen. Der Staat unternimmt schlicht weg nichts Hilfreiches für die Betroffenen. Stattdessen wird das Problem sogar heruntergespielt.

 

Ich sitze im Zug und fahre wieder nach Hause (Tokyo) und zurück bleiben Tausende von Leuten, inklusive zahlreicher Kinder, die nun unverschuldet in einer verstrahlten Umgebung leben müssen...

 

Rückblick Juni 2013

Widersprüchliche Angaben seitens der Behörden am Beispiel der Sperrzone

Die Ende Mai 2013 festgelegte Einteilung der Sperrzone, teilt die radioaktiv kontaminierten Gebiete rund um das havarierte AKW Fukushima Daiichi in drei Zonen. Gebiete mit einer Radioaktivität von mehr als 50mSv/a galten nun als Sperrzone, Gebiete mit einer Radioaktivität von 20 bis 50mSv/a als Evakuierungszone und Gebiete mit einer Strahlenbelastung bis 20mSv/a als unbedenklich. Bis Dato galt das gesamte Gebiet im Radius von 20 km rund um das AKW als Sperrzone.

Die Regierung begründete diese Änderung damit, dass für die Anwohner somit die Möglichkeit der Rückkehr bestehen würde, bzw. Aufenthalte über Tag möglich wären, auch um ihrer früheren Arbeit wieder nachgehen zu können. Das alles würde die Wirtschaft wieder ankurbeln.

Während in den Gebieten mit einer Strahlung von 20 bis 50mSv/a keine Übernachtungen erlaubt waren, sollten die Leute aber in den angeblich unbedenklichen Zonen bis zu 20mSv/a wieder „ganz normal“ wohnen und leben wie in Zeiten vor dem GAU.

Auffällig war jedoch, dass die jetzige Sperrzone flächenmäßig deutlich kleiner war als der vorherige 20km-Radius. dadurch hatte die Regierung nämlich einige Hektar Land „zurückgewonnen’’. Und die Leute, die nach dieser neuen Regelung nun keine Ersatzunterkunft mehr benötigten, da sie wieder in ihre Häuser zurückkehren konnten (sollten), hatten nun von jetzt auf gleich keine weiteren Ansprüche auf Entschädigung u. dgl., mehr, was die für die Regierung Kosten deutlich reduziert.

Während einerseits die Gebiete mit einer Strahlenbelastung ab 50mSv/a nur kurzzeitig und auch nur mit einer behördlichen Genehmigung betreten werden durften, wurde aber anderseits die Klage von mehreren Jugendlichen aus der Stadt Kōriyama, 60km westlich des havariertem AKWs, die in einer unverstrahlten Umgebung leben wollten, im April 2013 vom OLG Sendai (Nord) abgewiesen. Die richterliche Begründung lautete, dass eine Strahlung bis zu 100mSv/a auch für Kinder und Jugendliche gesundheitlich unbedenklich und somit zumutbar sei.

In Deutschland liegt die Strahlenobergrenze für beruflich Exponierte „nur’’ bei 20mSv/a. In Tschernobyl, Ukraine wurden alle Gebiete mit einer Strahlenbelastung ab 3,7µSv/h, also ab 32,4 mSv/a evakuiert. Aber zumindest sind die Lebensmittelrichtlinien in puncto Strahlenbelastung in Japan strenger als in Europa. Die Strahlenbelastungsobergrenze für Lebensmittel in Japan beträgt 100Bq/kg, während diese in Deutschland 600Bq/beträgt.  

Die „normale’’ Umweltstrahlung beträgt 1 bis 2 mSv/a.

 

Zu den Fukushima-Berichten

 

Erstelle deine eigene Website mit Webador